4D 2005 – Nachlese

Alpenfüchse und Alpeneinsteiger von der Sonne verwöhnt

Vom 29.7.-1.8.2004 fand wieder Waschbär’s 4D Tour statt. Zum zweiten Mal schon mit dem Konzept, das sowohl Fun-Faktor für Alpenfüchse bietet wie auch Alpeneinsteigern die Möglichkeit zu schönen Touren und ersten Erfahrungen und Erfolgserlebnissen in den Alpen bieten soll.

Das zweite Mal …

Ebenfalls zu zweiten Mal war der Berggasthof Beverin hoch oben über Thusis in Tschappina unser Quartier. Nach anfänglichen Zweifeln letztes Jahr, ob die auf dem letzten Stück doch anspruchsvolle Anfahrt zu dem hochgelegene Gasthof nicht doch etwas viel des Guten für die Nerven der Alpeneinsteiger ist, ist Beverin mit dem Urgestein Wirt Willy schon ein prägender Faktor für den Charakter der 4D-Tour geworden. Tatsächlich gibt es am ersten Abend immer aufgeregtes Berichten über die erste Anfahrt, aber tatsächlich verlieren die letzten holprigen und engen Kilometer hinauf Richtung Glaspass mehr und mehr ihren Schrecken und tragen bei zu den Geschichten und den Erinnerungen an 4D.

Und dann natürlich brennen sich auch die 10 Kilometer vorher, vom Kreisverkehr bis nach Tschappina hinauf, in die Erinnerungen ein! Ein herrliches Surven ist das, so schöner Asphalt, so schöne runde Kurven, so schöne Übersichtlichkeit und Einsicht in dieselben, sieht man mal von der Stelle ab, wo man erst mal immer wieder fast die Kehre im Gras der Wiese verpasst, weil man den einmündenden Feldweg erst für die Fortführung der Straße hält. So schönes Surven ist es da hinauf, so richtig um die saubere Line zu trainieren, dass einem so richtig das Herz aufgeht. Und bei der Gruppe der Alpeneinsteiger ließ sich Tag für Tag feststellen, wie sich die Form gesteigert hat, sprich, wie lange wir vom Kreisel unten im Tal bis dort hoch hinauf gebraucht haben.

Die Touren in der Umgebung hatte Waschbär schon für letztes Jahr ausgearbeitet. Die Idee, die Einfahrrunde für die Alpeneinsteiger von Albula-Julier auf Julier-Splügen zu variieren, hatte sich nach einem Test mit anfolgendem heftigen Muskelkater von Waschbär inklusive noch heftigerem Diskussionsstoff ob er, das Motorrad oder die Sozia an dem Tag zu steif gewesen waren, ja erübrigt. Der Splügen ist wirklich nichts für die Einsteiger, und der Albula ist auch gerade fahrerisch langweilig und zudem landschaftlich wirklich wunderschön, so dass ich gegen eine Wiederholung der Vormittagstour des Vorjahres überhaupt nix einzuwenden hatte.

Dieses mal hatten sich 400% mehr Einsteiger gemeldet als letztes Jahr, 4 statt eine. Zu den Begleitern zählten diesmal nicht nur Waschbär als Guide und ich als Besen mit der schönen Warnweste, sondern auch Danni, der als Mittelmann Linie vorgefahren ist und als Tourenfotograph vorweg gehechtet ist und uns in Kurven aufgelauert hat, um die Fahrstile der einzelnen erfolgreich auf Fotopapier und letztlich digitales Medium zu bannen, wie sie jetzt noch auf Waschbärs Webseite zu besichtigen sind. Dieser recht gemütlichen Truppe hat sich auch unser Goldwing-Fahrer aus Ungarn angeschlossen, so dass wir insgesamt zu acht waren.

Ich muss auch sagen, mehr sollten es in der Einsteigergruppe auch nicht sein, sonst ist der Sinn, sich die Linie von den Füchsen abzuschauen, auch nicht mehr gewährleistet. Schon so ist es uns am St. Berhardino mehrfach passiert, dass die Kette abgerissen ist. Na ja, aus eigener Erfahrung einer Tour mit meinem Bruder und seiner Schwester weiß ich jetzt, wie schwer es sein kann, so zu fahren, dass der Folgende sowohl Spaß hat, trotzdem aber auch eine Herausforderung, und bei all dem auch noch etwas lernt. Also nehme ich vielleicht auch den heftigen Anschiss, den ich Waschbär, Danny und Valentin auf dem St. Bernardino-Pass verpasst habe, auch ein bisschen zurück.

Aber jetzt habe ich ja dem ganzen Zeitplan schon vorgegriffen. Wir waren insgesamt zwei Gruppen, die Einsteiger wie beschrieben und eine schnelle Truppe mit Jens-Nick, Heike, Hartmut und Jürgen, der sich auch Eulchen und Idsi angeschlossen hatten. Deren Erlebnisse hat ja schon Heike in ihrem Tourenbericht beschrieben. Ich erzähle hier über die Einsteigergruppe, mit der ich als Besen gefahren bin. Wie es sich für einen der Einsteiger dargestell hat, hat ja Novade als Einsteiger-Impressionen hier veröffentlicht (siehe Tourenbericht Novade)

Der erste Tag

Am ersten Tag sind wir mit der Einsteigertruppe gegen 9:00 gemütlich losgefahren, schließlich war es ja auch Urlaub. Die schnelle Truppe haben wir noch kurz beim Frühstücken getroffen, die sind mit Hummel im Hintern und der viel größeren Strecke vor sich etwas früher als wir aufgebrochen. Und was soll ich sagen: Traumwetter: herrlicher Sonnenschein, tolle Sicht, schönste Landschaft und Pässe um uns herum: Bikerherz was begehrst du mehr. So ein Glück mit der Sonne und das bei dem schrecklichen Sommer. Na, wenn wir es nicht verdient haben …

Nachdem wir konzentriert das Holperteil nach Tschappina absolviert hatten, fuhren wir uns auf den schönen Kurven hinab zum Kreisverkehr warm. Dann ging es durch Thusis nach Tiefencastel und hinauf zum Albula. Kurz hinter der Bergüner Schlucht machten wir auf dem Parkplatz halt. Aber irgendwie war ich die einzige, die ein paar Schritt gelaufen ist, in die Schlucht geschaut hat und um die Ecke gedüst ist, um die felsige enge Passage zu dokumentieren. Na ja, letztere Weg war schon was weiter, aber die Bilder fehlten mir noch zum letzten Tourenbericht. Aber dass sogar 20 Schritte zum Blick in die tolle Schlucht zuviel waren. Wird wohl am Ratschen, am Rauchen, an der Aufregung und alledem gelegen haben.

Albula-Auffahrt, die Bergün-Klamm, für den der einen Blick tut

… oder auch einen Blick hinab wagt …

Toll in den Fels gelegt Straße der Bergün-Klamm

Wohlgemut ging es weiter bis zur Passhöhe, wo wieder Päuschen angesagt war und natürlich die obligatorischen Passfotos, nee, nicht die, … *ggg*.

Auffahrt zum Albula von Tiefencastel, ob wohl jemand auf die Viadukte geachtet hat?

und weil’s so schön ist nochmal das Viadukt der Rhätischen Eisenbahn am Albula

Kurz vor der Passhöhe des Albula

Gruppenbild glücklich auf dem ersten Pass, dem Albula

Gruppenbild auf dem Albula – Featuring Ixli, die Dicke von Waschbär

Über die Schönheiten des Albula habe ich ja schon in meinem letzten Tourenbericht Wochenendsbeziehungstouren-Tour6 geschrieben, das will ich hier nicht wiederholen, das könnt ihr ja da nachlesen (siehe auf traving.com Wochenendsbeziehungstouren). Nur ein paar Bilder daraus wiederhole ich hier, der Vollständigkeit halber.

Die Kehren hinab vom Albula

Die vorletzte Kehre des Albula und der Blick ins EngadinAus 4D-Perspektive ist eher interessant, dass es allen Spaß gemacht hat. In St. Moriz war Stopp am See mit kleiner Imbisspause, Rauchen nicht zu vergessen und den obligaten See-Fotos. Zurück zum Mittagessen bei Thusis – mir knurrte schon der Magen – ging es über den Julier, der vielen besser gefallen hat als der Albula, weil die Straße besser ausgebaut ist und sich unbeschwerter und freier schwingen lässt.

Endlich kurz vor 15:00 haben wir Mittag unten im Tal gegessen. Danach war die Zeit für den optionalen Abstecher nach Juf ein wenig knapp, daher beschlossen wir, stattdessen zur Via Mala zu fahren. Diese beeindruckende Schlucht liegt kurz südlich von Thusis. Fast alle haben wir uns auf den etwas mühsamen Weg die Treppen hinab gemacht, was sich aber auch wirklich lohnt. Es gibt tolle Blicke hinab in die Schlucht, hinauf zum Brücklein, das sich verloren darüber spannt, in das brodelnde Wasser und die in Jahrtausenden ausgewaschenen Strudeltöpfe.

Via Mala – Hoch oben die kleine Brücke

Weiss gar nicht wieviele Bilder ich von der gemacht habe *g*

und unten in der Via Mala die dunkle Schlucht, der Fels …

… die brodelnden dunklen Wasser

die unermüdlich hinabsteigenden Besichtigungswilligen

Zwei Besichtigende ins Gespräch vertieftDamit war der erste Tag auch schon am Ende und wir sind froh und glücklich und auch rechtzeitig zum Duschen und Abendessen wieder im Berggasthaus Beverin eingetrudelt. Etwas später kam auch unsere schnelle Truppe und der Abend klang aus mit fröhlichen Erzählungen und Benzingesprächen.

Der zweite Tag

Am zweiten Tag starteten die Füchse wieder früh, wir mit den Einsteigern wieder um gemütliche 9:00 Uhr. Erst ging es entlang der Rheinschlucht. An einem schönen Aussichtspunkt machten wir halt, damit alle auch mal in die schöne Schlucht schauen und die Landschaft bewundern konnten. Bei all der Konzentration auf die Straße, was auch angebracht ist, kommt das ansonsten ja leicht etwas zu kurz.

Mopeds wie an der Perlenkette an der Rheinschlucht

Straßenführung an der Rheinschlucht

Fotostop an der Rheinschlucht

und Rheinschlucht zum ViertenDanach sollte es weitergehen Richtung Lukmanier. Allerdings zog sich die Straße im Tal dahin und wollte so gar keine Wendung ins Haupttal nehmen, von dem die Straße zum Lukmanier abgeht. Die einzige wirkliche Wendung, die wir nahmen war ein falsches Abbiegen von Waschbär, der uns tief ins Safiental hineinführte. Irgendwann kam es ihm doch wohl nicht mehr ganz geheuer vor. Wir stoppten und entschlossen uns zum umkehren. Welch weiser Entschluss, bis hinter ins Safien-Tal wäre es noch eine ganze Ecke gewesen und die Straße dorthin glänz mit Enge und einer Beschaffenheit, die zwischen Straßenschäden, Baustelle und Schotterpiste wechselt. Keine Ahnung, wie auch noch der Postbus dort durchpasst, der uns bei unserem Halt passiert hat.

Erst mal wieder auf dem rechten Weg kamen wir rasch ins Haupttal und waren nach kurzer Erhohlungs- und Raucherpause in Dissentis überraschend flott auf dem Lukmanier, der sich fahrerisch eigentlich gar nicht wie ein richtiger Pass anfühlt.

Valentin genießt die Sonne in Disentis

Dort war dann erst mal Mittagspause. Danach ging es runter ins Biaskatal, ein wunderschönes Trogtal mit steilen Hängen und hohen umschließenden Bergen, das landschaftlich sehr reizvoll ist. Je mehr wir ins Tessin hinunter gelangten, umso wärmer wurde es. Die Wärme erzeugte Schläfrigkeit und so zog Waschbär die Notbremse und verfrachtete uns auf einen Waldparkplatz am Rand des Tals. Direkt daneben gab es eine schöne Kneipe im Freien und malerische Gebäudeansammlungen an der Feldwand, alles unter schattigem Grün. Diese kleine Erfrischung konnten wir gut brauchen.

Romantische Gebäude im Schatten im TessinWohl gestärkt schlugen wir uns durch Bellinzona, verloren Jens typischerweise an einem Kreisverkehr, fanden uns telefonisch wieder zusammen und konnten gemeinsam die Fahrt hinauf zum St. Berardino-Pass fortsetzen. Da auch die Autobahn in einer wirklich schönen Strecke zum Berardino hochführt und der Tunnel für viele Autofahrer einfach bequemer ist, ist die Passstraße hinauf wundervoll leer. Ich finde sie wunderschön zu fahren, viele schön runde Kehren in schneller Folge und immer wieder kommen neue Sequenzen davon. Was hier meine Begeisterung für diesen Pass schürt hat allerdings nicht alle begeistert. Für manche waren es denn doch der Kehren zu viele und zu enge. Nun ja, es war auch ein langer Tag und zugegebener Maßen waren es viele Kehren, die es zu zirkeln galt.

Oben auf dem Pass fanden wir uns alle wieder zusammen. Die kühle Luft sorgte auch für die nötige Entspannung nach dem heißen Tessin.

Einsteigertruppe auf dem Bernadino

und noch mal auf dem Bernadino

und Bernadino zum DrittenHinunter ging es mit frischen Kräften, nun wieder alle beisammen, konzentriert die dichte Folge der Kehren hinab ins Tal. Hier nahmen wir nicht die aus dem Tunnel kommende Autobahn, auch wenn wir angeblich keine Vignetten gebraucht hätten. Waschbär führte uns auf die parallel verlaufende Landstraße.

Oh du je, erst dachte ich, er hätte aus Versehen den Fahrradweg in den nächsten Ort erwischt, so eng war die Einfahrt links neben der Autobahn. Aber der Fahrradweg wurde breiter, schmückte sich irgendwann mit einem Mittelstreifen und zog zu meiner großen Überraschung stolz als echte Straße durch die Lande und wir mit ihm. Und eine feine Straße ist das, auch wenn sie ab und zu doch wieder zickige Verengungen zeigt und man gar nicht recht weiß, wie man ihr beim nächsten Abzweig denn folgen soll. Aber sie führt in schönen Kurven durch die Landschaft, die man auf ihr auch viel direkter erlebt als auf der großen Quasi-Autobahn, die ich auch schon mehrfach gefahren bin. Zum Schluß ging es wieder vorbei an der Via Mala, durch Thusis und hinauf nach Tschapina, wieder beschwingter als das Mal zuvor.

Abends dann Ausklingen, Ratschen, auf der Terrasse sitzen bis die Dämmerung fällt und man anfängt zu frieren, dann weiter ratschen in der guten Stube beim gemütlichen Beisammensein, Austauschen der Eindrücke, fein war es.

Und leider kam dann schon die Abreise

Am nächsten Morgen hieß es dann Abschied nehmen. Einer nach dem anderen packte sich aufs Motorrad und brauste von dannen. Ich fuhr mit Idsi und Eulchen davon. Über den Prattigau sind wir gedüst. Hinter Landquart sind wir über Malans nach Maienfeld durch die Weinberge gefahren, wo wir eine schöne schattige Gartenwirtschaft für eine Rast gefunden haben.

Abbiegen beim Steinbock-Brunnen in Malans

Weinberge bei Malans und der Blick ins Tal

Eulchen zwischen Weinbergen

Eulchen und Idsi irgendwo in den Weinbergen bei Malans

Weiter ging es über Luzisteig und durch das lustige Militär-Kastel. Darüber habe ich auch in Wochenendsbeziehungstouren-Teil6 geschrieben, und mir haben noch ein paar Bilder gefehlt. Idsi und Eulchen haben geduldig meine Kringel durch Maienfeld und die Fotostops ertragen.


Durchfahrt durchs Militär-Kastel in Luzisteig
Idsi und Eulchen warten geduldig, bis ich fotographiert habeEulchen haben wir in Feldkirch verabschiedet, und Idsi und ich sind über Satains, das große Walsertal, Hochtannberg ins Lechtal gefahren. Idsi ist am Gaichtpass Richtung Immenstadt und Heimat abgebogen, ich fuhr weiter über Plansee, Oberau und Alpenvorland nach München.

Fazit und kleines Schlusswort

Schön war unsere 4D Tour. Eine feine Truppe, eine klasse Stimmung, Super-Wetter und die bekannte Gastfreundlichkeit von Haus Beverin. Ein bisschen mehr Routine als im Vorjahr, z.B. waren die laminierten Kärtchen mit den Notrufnummern eine gute Idee. Und am besten war, dass wir sie nicht gebraucht haben, und es bis auf eine kleine Delle im Tank bei einem Umfaller keinerlei Unfälle oder nur Blessuren gab.

Ich freu mich schon auf 4D 2005 !!!
Chicago-Cat

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