Süd-Indien: Zwischen Göttern und Gewürzen

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Incredible India, so wirbt Indien für sich. Und in der Tat werden meine hohen Erwartungen an diesen Urlaub noch übertroffen. Indien ist ein Fest für die Sinne: leuchtende Farben überall, die farbenfrohen Gewänder der Frauen, ganze Sortimente von grellbuntem Pulver für Segnungen und Mandalas, Tempeltürme geschmückt mit hunderten Figuren farbig bemalter Götter, und dann natürlich das köstliche Essen, duftend vor rafiniert gemischten Gewürzen. Unerwartet war die landschaftliche Schönheit der Westghats, die Anmut der sonnendurchfluteten Kardamom-Wälder, das Verwunschene alter Baumriesen. Und das alles in einem Land voll quirligem prallem Leben, mehrtausendjähriger heute noch gelebter Kultur, hoher Ambitionen für die Zukunft aber auch belastet mit schwerwiegenden Hypotheken von Elend und Ungerechtigkeit. Wahrhaftig: Incredible India.

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Etappen

Tamil Nadu - Kerala

Tamil Nadu's Tempelstädte

Tag 1: Ankunft in Chennai und Besichtigung von Mahabalipuram

Felsentempel Mahabalipuram Am frühen Morgen landet der Flieger der Vereinigten Arabischen Emirate in Chennai, dem ehemaligen Madras, Hauptstadt von Tamil Nadu. Trotz des eintägigen Stop-Over in Dubai, den wir uns gegönnt haben, sind wir völlig übernächtigt. Wie gut, dass es gleich per Bus aus der Stadt hinaus zu unserem Hotel, einem idyllischen Ressort am Strand, geht. Leider ist die Brandung zu stark zu schwimmen, aber immerhin für einen kleinen Mittagsschlaf ist Zeit, bevor wir zur unserer ersten Besichtigungstour aufbrechen.

Küstentempel Mahabalipuram Die Felsentempel von Mahabalipuram stehen auf dem Programm, alte Zeugen früher Tempelbaukunst aus dem siebenten und achten Jahrhundert, aus dem gewachsenen Granit geschlagene Ensemble, Tempel als monolithische Skulpturen, oder auch als künstlich heraus gemeißelte Höhlentempel, nicht zu vergessen das prächtige große Felsrelief. Hübsch leuchten die bunten Saris der indischen Pilgerinnen zwischen den ehrwürdigen Steinmonumenten. Von den Skulpturen und Reliefs sind manche nicht fertig gestellt, manche zerstört, manche verwittert, steinernes Gleichnis für Werden und Vergehen und die Wechselfälle der Geschichte im Laufe der vielen Jahrhunderte, die diese Tempel gesehen haben. Besonders stark ist die Verwitterung bei dem aufgemauerten Strandtempel, den wir im milden Licht der untergehenden Sonne besichtigen. Lange schon trotzt dieser frühe Prototyp eines hinduistischen Tempels dem Wetter und der anbrandenden See.

Am Abend lassen wir den Tag im Ressort mit einem leckeren Abendessen ausklingen, genießen die köstlich gewürzte Vielfalt der indischen Küche, noch ein Blick auf die donnernde schäumende Brandung am nächtlichen Strand und ab geht es ins Bett.

Tag 2: Ausflug nach Kanchipuram

Hochzeitshalle Vishnu Tempel Kanchi Durch eine weite grüne Ebene geht es nach Kanchipuram. Tausende von Reisfeldern gliedern die Horizontale, dazwischen glitzern Wasserflächen, Palmen setzen vertikale Akzente. Unser Bus holpert über die Landstraße, langsam und vorsichtig rumpelt er über Speedbumps und durch Schlaglöcher, überholt mit teils atemberaubenden Manövern, drängelt sich durch das Gewusele aus Autos, alten Bussen, Motorrädern, dreirädrigen gelb-schwarzen Tuktuks, Ochsenkarren und Fußgängern in den Orten. Ich bin heilfroh, dass ich hier nicht selbst am Steuer sitze, sondern chauffiert werde.

Über Kanchi hieß es einst, es sei die Stadt der tausend Tempel, und auch heute noch ist Kanchi eine der sieben heiligsten Hindu-Stätten. Schon der erste Tempel ist imposant mit seinem mächtigen granitgrauen Eingangsturm. Zur Renovierung ist er von einem maßgeschneiderten Gerüst aus Holz- und Bambus-Stangen umstellt, das mit Kokosfaserstricken fixiert ist, die obere Hälfte ist mit Matten aus Palmwedeln abgedeckt. Trotz dieser Kappe ist er eine beeindruckende Erscheinung. Wir lassen unsere Sandalen vor der Tür und betreten den Tempelbezirk. In diesem Vishnu-Tempel dürfen wir nur in den äußeren Hof, aber wir können dort die Hochzeitshalle mit ihren hundert prachtvoll mit Skulpturen verzierten Granitsäulen bewundern.

Shiva-Tempel Kanchi Der zweite Tempel, den wir besichtigen, ist ein wichtiges Shiva-Heiligtum. Riesige diesmal cremefarbene Türme von über fünfizg Metern bewachen die Eingänge. Schon im Vorhof ist eine hohe goldene Säule als Shiva Lingam errichtet, die durch das Dach der Vorhalle bricht. Erst werden wir hier von einem Polizisten verscheucht wegen der nahenden Mittagspause, aber etwas Schmiergeld macht es dann doch möglich den Tempel zu besichtigen und durch einen kleinen Einlass in der Tür dürfen wir das Innere des Tempels betreten, vorbei an dem lauthals zeternden Polizisten, der mit seinen Kollegen ob deren Eigenmächtigkeit streitet. Große dunkle Säulenumgänge machen das Innere düster, entlang der Wände sind in der Dämmerung lange Reihen vom steinernen Lingams auszumachen, angeblich über tausend, knie- bis hüfthoch. Wir dürfen sogar in die Cella, wo wir ein Bildnis von Shiva mit Braut umrunden, von einem Priester namentlich gesegnet werden und mittels einer silbernen Haube unser Karma verbessert wird. In der nächsten Kammer beim heiligen Mangobaum erhalten wir zu unserem weißen Punkt auf der Stirn noch einen roten Punkt und schon müssen wir auch enteilen, dem nächsten Tempel entgegen.

Tempel Kanchi Im dritten Tempel haben wir mehr Muße zur Besichtigung, er ist viel kleiner aber sehr hübsch mit seiner warmen Sandstein-Farbe und den vielen aufrechten Löwen rund um das innere Gebäude. Auf der Umfassungsmauer lümmelt ein Sandstein-Elefant, in den Nischen ist immer wieder Shiva dargestellt. Außer uns stört kaum ein Besucher die friedlich museale Stimmung, ein kleines Renovierungs-Team steht auf einem Gerüst, pinselt an den der Aufbauten der Mauer und möchte gerne fotografiert werden.

Zum Abschluss besuchen wir ein Seidengeschäft mit Show-Room, wo wir sehen können, wie die golddurchwirkten Seidenstoffe gewebt werden, für die Kanchi so berühmt ist. Im Verkaufsraum sorgen wir dann kräftig für Umsatz, die Saris, Tücher und Decken sind aber auch wirklich prachtvoll, kaum kann man sich zwischen den vielen leuchtenden Farben entscheiden. Einen Sari habe ich nicht gekauft, aber ein paar Seidentücher mussten es schon sein.

Tag 3: Mahabalipuram - Tiruvannamalai

Tiruvannamalai Wieder fahren wir durch die Reisfelder gen Westen, diesmal aber geht es nach Tiruvannamalai, ein bedeutender Pilgerort mit einem riesigen Shiva-Tempel. Nachdem wir unser einfaches Hotel bezogen haben, steigen wir den Berghang hinter dem Tempel hinauf. Steinig und steil geht es bergan, bis wir an einem schönen Aussichtspunkt halten. Von hier hat man einen prachtvollen Blick über die Stadt und die riesige Tempelanlage mit ihren bis zu fünfzig Meter hohen Türmen und den vielen Höfen. Einige Pilger ziehen an uns vorbei, ihr Ziel ist der kleine Tempel auf der Spitze des Berges. Wegen des anstehenden Kartigai-Fests sind besonders viele Pilger in der Stadt und um den Tempel ist ein großer Markt aufgebaut, viele Menschen wuseln durcheinander und auch die großen geschmückten Wagen für den morgigen Umzug stehen schon bereit.

Tiruvannamalai Auch im Tempel selbst ist viel Betrieb, Pilgergruppen, Familien, alles strömt durch die Höfe und zu den Attraktionen, Fotos werden gemacht, ganz wie bei uns Touristen. Oben auf der Bergspitze hoch über der Stadt wird bei Einbruch der Dämmerung ein Feuer als Symbol von Shivas Sieg entzündet. In den Höfen herrscht Volksfeststimmung. Eine besondere Attraktion ist der Tempelelefant, der mit seinem Rüssel Münzen einsammelt und dann den Spender durch Auflegen desselben segnet, natürlich lasse auch ich mich segnen. Zur eigentlichen Zelebrierung im Heiligsten drängen sich lange Schlangen, worauf wir gerne verzichten. Stattdessen laufen wir gegen den Strom durch die innere Säulenhalle um den Schrein herum, die viele geschmückte Götterbilder, Shiva Lingams und kleine Schreine beherbergt, in denen Brahmanen Dienst tun. Am Ausgang des Tempels erstehe ich noch einige in Blätter gepackte Reisklöße, die die geschäftstüchtige Verkäuferin an bettelnde Alte und Sadhus vor dem Tempel verteilt. Ein köstliches Abendessen im Gästehaus beschließt den Tag.

Tag 4: Tiruvannamalai - Pondicherry

Pondicherry Es geht zurück zur Küste nach Pondicherry, wieder durch die bekannten Reisfelder mit den Palmen, aber auch durch viele schattige Alleen mit hohen ausladenden Akazien. Nach Bezug unseres Hotels am Strand gönnen wir uns ein Bad in den warmen Wellen der Bengalischen Bucht, bevor wir wieder zu Besichtigungen aufbrechen. Das Projekt Auroville von Guru Audobindo's spiritueller Gefährtin Mutter will nicht so recht an mich gehen, aber der Standrundgang vor allem durch das geschäftige Zentrum und über den Markt war recht nach meinem Geschmack.

Tag 5: Pondicherry - Chidambaram - Thanjavur

Chidambaram Es geht Richtung Süden nach Thanjavur, dem einstigen Tanjore. Unterwegs besichtigen wir in Chidambaram den großen Shiva-Tempel, eine riesige Anlage mit hohen Türmen, großen Höfen, einer riesigen 1000-Säulenhalle und einem ausgedehnten Wasserbecken, in dem sich die Treppen und bunten Tortürme malerisch spiegeln. Der Tempel ist dem tanzenden Shiva gewidmet und die 108 Positionen des klassischen Tanzes sind gleich in der Torleibung festgehalten. Farbenprächtig präsentieren sich die vielen hundert Skulpturen der Tortürme in Rosa, Hellblau, Weiß und Grün. Wir dürfen sogar in den inneren Bereich und werden Zeuge der Feuerzeremonie mit viel Glockenklang aus großen und kleinen Glocken sowie dem Gesang der Priester, die überall im Tempel zu sehen sind, leicht zu erkennen an dem weißen Rock und dem Haarknoten seitlich oder hinten am Kopf. Beim Verlassen des Tempels verteilen wir noch einige kleine Rupienscheine an Alte und Gebrechliche, finden unsere Sandalen wieder und fahren nach einem Mittagessen auf dem Dach eines Hotels weiter nach Tanjore.

Wir rumpeln über Land, vorbei an Reisfeldern, durch viele kleine und größere Orte, enge Durchfahrten, bei denen man sich wundert, dass der Bus und gar auch noch der Gegenverkehr sowie zehn Fußgänger, drei Fahrräder und zwei Mopeds aneinander vorbei passen, und etwa 223 gewagte Überhohlmanöver später, bei denen mir zum Teil fast das Herz stehen bleibt, fahren wir in Tanjore und unserem noblen Ressort am Fluss ein, wo wir in schöner Atmosphäre auf der Terrasse über dem Fluss den Tag ausklingen lassen.

Tag 6: Thanjavur - Madurai

Thanjavur In Thanjavur besichtigen wir den alten Shiva-Tempel, ein Prachtstück der Chola-Architektur. Gleich der erste Eindruck ist völlig anders als bei den bisher gesehenen Tempeln, der einheitlich warme lehmrote Ton der Bauten, aber auch die Art der figürlichen Darstellungen schon an dem hohen Eingangstor. Mächtige wie elegante Wächter bewachen den Eingang in tanzender Pose. Die Steine im Sockel des Turm sich fugenlos gefügt, alle asymmetrisch eingepasst, keiner wie der andere. Sehr beeindruckend ist auch der hohe Turm über dem Schrein, unüblich für die Tempelarchitektur. In den Umgängen an der Umfassungsmauer finden wir reizvolle Fresken. Der mächtige Nandi aus schwarzem Granit vor dem Schrein glänzt von jahrhundertelangem Ölen wie Bronze. Auch in den Schrein selbst dürfen wir eintreten, erhaschen aber nur einen flüchtigen Blick auf das Objekt der Verehrung, ein großes Lingam. Von außen ist der Tempel nochmals mit einem dicken Mauerkranz und einem umlaufenden Graben wie eine Burg befestigt.

Madurai Dann folgt eine lange ereignislose Fahrt, schläfrige Stimmung im Bus bis wir in Madurai einfahren. Hier steht der große Shiva-Tempel auf dem Programm. Er ist bekannt wegen der hohen extrem farbig gestalteten Tortürme, die alle zwölf Jahre neu bemalt werden. Unser Pech ist, dass wir genau zu diesem Zeitpunkt kommen und alle Türme des Tempels von oben bis unten mit grauen Palmwedelmatten abgedeckt sind. Trotzdem ist der Tempel ein Erlebnis, vor allem auch wegen des lebendigen Treibens, das Volksfest- bis Jahrmarkt-Atmosphäre hat, so viele Verkaufsbuden gibt es im Tempel. Schon am Eingang warten lange Schlangen auf den Eintritt, streng nach Männern und Frauen getrennt, aber als Touristen dürfen wir uns daran vorbei mogeln. Zehntausend Pilger sollen den Tempel täglich besuchen, bei dem Andrang durchaus glaubhaft. Im Inneren sehen wir die Maler am Werke, wie sie die Deckenbemalung erneuern. Dann werden wir Zeuge der Zeremonie, wie ein großer Nandi-Stier aus Stein von Priestern mit Butter, Milch und Wasser gebadet bzw. übergossen wird. Mir gefallen auch die sehr detailgetreu und kunstvoll gearbeiteten Steinskulpturen in der 1000-Säulen-Halle sehr. Und dann drängen wir schon wieder nach draußen, werfen noch vom Dach eines angrenzenden Hauses einen Blick auf die große Anlage.

Mit einem Tuktuk, dem dreirädrigen Klein-Taxi, geht es nach Hause, eine atemberaubende Fahrt bei der mir mehr als einmal fast das Herz stehen bleibt. Noch eine kleine Runde durch die nächtlichen Gassen, Buffet im Hotel, dann rundet ein Bier und ein indischer Rum in der Bar um die Ecke den Weihnachtsabend ab.

Wandern in den Kardamom-Hills

Tag 7: Madurai - Munnar

Tall Trees Es ist wieder eine lange Fahrstrecke angesagt, diesmal ist sie aber landschaftlich sehr interessant, denn nicht weit hinter Madurai geht es ernsthaft in die Berge. Im Schneckentempo quält sich der Bus höher und höher, etliche Kehren sind zu meistern bis wir auf 1400 Meter Passhöhe ankommen, neben der Straße zunächst ungezähmtes Grün, Sträucher, Bäume und mannshohe baumartige Euphorbien, kurz vor der Passhöhe wird Kaffee unter den Bäumen angebaut. Die weitere Fahrt nach Munnar führt durch Kardamom-Pflanzungen. Die eleganten hohen Pflanzen mit ihren langen lanzettenförmigen Blättern wachsen in lichtem Wald, Sonnenflecken auf dem hellen Grün, darüber hohe schlanke Bäume, hier und da von einer Würgefeige wie verwunschen umschlungen. Weiter unten schließen sich Teeplantagen an, streng reglementierte Natur mit einem leuchtend grünen Teppich von Teesträuchern, alle auf eine Höhe geschoren, dazwischen regelmäßig und gleichförmig beschnitten hohe Schattenbäume mit silbrigem Laub.

Mir gefallen besser die lichten Kardamom-Wälder. In einer solchen alten Kardamom-Pflanzung an einem steilen Berghang liegt auch unser Hotel bestehend aus einzelnen Cottages im Wald verteilt. Nicht zu Unrecht trägt das Hotel den Namen "Tall Trees". Es ist ungemein idyllisch und wir machen einen Spaziergang um die Stimmung im Licht der untergehenden Sonnen zu genießen.

Tag 8: Munnar - Cliff Hut

Teebüsche Von Munnar aus fahren wir zum Ausgangspunkt unseres Treckings. Bei herrlichem Sonnenschein und blauem Himmel wandern wir durch die Teeplantagen. Hellgrün leuchten die neuen Triebe im Licht, Kissen um Kissen fügen sich die geschnittenen Teebüsche zu grünen Flächen, strukturiert von dem irregulären Muster der Wege für die Pflücker. Oberhalb der Teeplantagen schließt sich ursprünglicher Wald an. Auf steilen schmalen Pfaden geht es hinauf in den Wald, teilweise weglos durch das dichte Unterholz bis wir hoch oben auf einer kleinen mit Grasbüscheln bewachsenen Kuppe ins Freie treten mit einem weiten Blick nach allen Seiten. Die Landschaft mit den steil aufragenden Bergrücken ist faszinierend, so gebirgig hatte ich es mir gar nicht vorgestellt.

Kurz darauf erreichen wir unser Camp, die Cliff Hut, die ihren Namen zurecht trägt, liegt sie doch an einer steilen Bergflanke auf fast 2000 Metern Höhe mit einem grandiosen Blick in das von hohen Bergen umrahmten Tal, deren Grate scharfe Linien in den aufgezogenen Dunst zeichnen. Bei unserem Nachmittagsspaziergang zur Tierbeobachtung zwingen uns Horden von Blutegeln zur Umkehr, davon können uns auch keine Tierspuren im morastigen Waldboden abhalten. Aber der Pfad entlang des trockeneren Berggrads ist frei von diesen unangenehmen Wegelagerern. Links von uns wächst dichter Wald, rechts von uns fällt steil die mit hohen Grasbüscheln bewachsene Bergflanke ab, eingestreut im oberen Bereich sind knorrige, rot blühende Rhododendron-Bäume. Nachts ist es klamm und recht kalt im Zelt und sogar in meinem Schlafsack fröstelt es mich bis mich der Sonnenaufgang weckt.

Tag 9: Cliff Hut - Korankani

Morgen bei Cliff Hut Wir wandern den schmalen Grad entlang, mal steil bergab, mal bergauf kämpfen wir uns durch das Unterholz, was vielleicht mal ein Weg war ist fast komplett zugewuchert. Es macht richtig Spaß, so etwas kann man in deutschen Wäldern nicht erleben, alles ist spannend und viele unbekannte Pflanzen sind zu entdecken. Weiter unten kommen wir wieder durch die Tee-Pflanzungen, sehen ein paar Pflückern zu, dann geht es über tausend Meter hinab in das Tal, zunächst durch lichten Wald, dann durch mannshohes Zitronengras, das wunderbar duftet, letztlich über einen mit gebrochenen Steinen gepflasterten Weg, der sich teils in Serpentinen hinunter ins Tal windet. Die Natur und die Landschaft ist wunderschön, der Weg zieht sich aber mit der Zeit erheblich und erst bei Einbruch der Dämmerung erreichen wir unseren Zeltplatz in einer Kaffee-Pflanzung.

Tag 10: Korankani - Chathurapara

Beim Aufstieg Mit dem Bus geht es zum Ausgangspunkt der nächsten Wanderetappe, wir fahren hinaus aus dem Tal und in die weite Ebene von Tamil Nadu zum Fuß des Bergmassivs. Ein Bergrücken läuft aus der Ebene bis hinauf an den Kamm des Bergzugs, auf dessen Höhe, fast 1000 Meter über der Ebene, unser nächstes Camp sein wird. Auf dem Weg zu unserem Einstiegspunkt laufen wir querfeldein über staubige heiße Felder. Es ist fast Mittag, die Sonne brennt und der Schatten eines großen heiligen Banyan-Baums kommt gerade recht. Kleine Standbilder zeugen von der Verehrung der Dorfbewohner für diesen mächtigen Baum.

Am Camp Heiß ist es auch bei unserem Aufstieg, unbarmherzig brennt die Sonne, die großen Granitsteine werfen die Hitze zurück, jeden der kleinen spärlichen Schattenflecke nutze ich für eine Verschnaufpause. Steil geht es bergauf, erst durch grasig-felsiges Gelände mit Schirmakazien und baumgroßen verzweigten Euphorbien, dann verdichtet sich der Baumbestand, riesige grasgrüne Agaven mischen sich unter die Bäume, Der Aufstieg ist extrem anstrengend, um so erstaunlicher als uns bei einer Pause drei flinke Inder passieren, jeder mit einem riesigen Kardamom-Sack auf dem Kopf oder im Nacken. Für einen kleinen Schwatz ist Zeit, dann wird die schwere Last wieder geschultert und leichtfüßig laufen sie den Weg mit Sandalen hinab, den wir gerade mit schweren Mühen hinaufgekraxelt sind.

Oben auf dem Kamm belohnt uns die Lage unseres Camps auf einer Wiese mit herrlichem Ausblick auf der einen Seite hinab zur Ebene und entlang der Bergflanken, auf der anderen Seite in eine sanfte liebliche Landschaft mit hintereinander geschachtelten bewaldeten Hügeln. Als wir dort bei Sonnenuntergang sitzen, die Landschaft von mildem Licht übergossen, und dann die Dämmerung hereinbricht, ist es ein bisschen ein Gefühl wie "Out of Afrika". Dazu zaubert unsere Begleitmannschaft wieder einmal ein köstliches indisches Essen, verschiedene Gerichte duftend von den vielen Gewürzen, die wir in den nächsten Tagen sozusagen life erleben werden.

Tag 11: Chathurapara - Pushkandam

Kardamom-Wald Am nächsten Tag wandern wir erst entlang des Kamms, dann über die Hügel, auf und ab durch den lichten Wald. Unter den Bäumen leuchten hellgrün Kardamom-Stauden oder auch zurückhaltender mit dunklem gezackten Laub die Kaffee-Büsche, an denen schon die Bohnen reifen. Pfeffer rankt sich an den Schattenbäumen empor, üppig behangen mit grün beperlten Rispen, dazwischen stehen Bananenstauden, Kokos- und Betelnuss-Palmen hoch erhobenen Hauptes. Die Wege sind gesäumt von mannshohen blühenden Hibiskus-Hecken, hier und da leuchten Engelstrompeten mit ihren zartweißen oder rose angehauchten Blütenkelchen, Schönwinden setzen blaue Akzente in das üppige Grün.

Es ist ein wahrer Garten Eden, ein kleines Paradies, durch das wir hier wandern, alles gedeiht üppig und im Überfluss. Die kleinen Dörfer, die wir durchqueren, bestehen aus hübschen verstreut liegenden Häusern, teilweise auch prunkvollen Villen, allenthalben schmücken Blumenrabatten den Zugang, gefüllter rosa Hibiskus wirkt wie englische Rosen. Die Menschen sind neugierig und offen, erwiedern freundlich unsere Grüße, mit strahlendem Lächeln die Frauen. Wohl selten kommen Europäer durch diese Gegend, manchmal werden wir gleich mit dem Handy auf einem Erinnerungsfoto verewigt, auf alle Fälle sind wir eine Attraktion. Paradies

Tag 12: Pushkadam - Periyar

Nur kurz wandern wir nochmals durch dieses Paradies, dann sind wir am Ende unseres Treckings angelangt. Zum Abschluss trinken wir noch einen starken Kardamom-Tee, dann heißt es einsteigen. Der Bus bringt uns nach Periyar, einem großen Naturschutzgebiet rund um einen Stausee. Im Hotel sind wir froh, den Staub des Treckings und des Zeltens abzuwaschen. Nachmittags geht es noch kurz auf Shopping-Tour in die Stadt, von hier müssen wir uns natürlich Gewürze, Kardamom und Pfeffer, mitbringen.

Tag 13: Periyar

Am Morgen besichtigen wir eine Tee-Fabrik. Interessant ist es, den CDC-Produktionsprozess life zu sehen. Wir gehen von Station zu Station, die Maschinen dröhnen, allenthalben herrscht ein erst grüner, frischer dann dunkler und malziger, immer aber intensiver Teegeruch. War es bei der Fermentierung lauschig warm, wird es bei der Röstung ganz schön heiß. Zum Schluss fallen aus der Sortierung die verschiedenen körnigen und pulvrigen Qualitäten in die vorgesehenen Behälter.

Pfeffer Anschließend geht es mit einem kundigen Führer in einen Gewürzgarten, wo er uns verschiedene Gewürzpflanzen zeigt und erläutert. Interessant, dass schon die zerriebenen Blätter von Zimt, Ingwer, Gewürznelke, Piment und Muskat bereits nach dem jeweiligen Gewürz aus den Samen bzw. Schalen riechen. Natürlich können wir auch hier unsere Kenntnisse bezüglich Pfeffer und Kardamom vertiefen, letzteres zwischen den schönen hohen Kardamom-Stauden, die das Sonnenlicht in grünes Gold verwandeln und deren hohe Wedel dazu über unseren Köpfen zart rauschen.

Nachmittags brechen wir zu einer Bootstour auf dem See auf, in der Hoffung, doch ein paar der wilden Tiere des Naturreservats zu sehen. Tatsächlich können wir dann auch vom Deck unseres Bootes einige wenige erspähen, ein paar Hirsche und Wildschweine, Kormorane und ganz schemenhaft von Ferne dunkle Schatten am beschatteten Ufer, wilde Elefanten, kaum dass man es erahnen kann, aber immerhin.

Abends hat das Hotel für die Silvester-Party im Freien eine Bühne und ein riesiges Buffet mit mehreren Spezialitäten-Ständen aufgebaut, alles liebevoll dekoriert. Während wir uns das köstliche Essen schmecken lassen, gibt es diverse Aufführungen, elegante klassische und derbere volkstümliche Tänze, Maskentänze, Kerala's Martial Arts und einige Spiele, wozu sich allerdings nur wenige Hotelgäste animieren lassen. Bis Mitternacht halten wir durch, machen noch ein Gruppenfoto und lassen uns dann in unsere Betten fallen, am nächsten Morgen wollen wir früh aufstehen.

Die Backwaters von Kerala

Tag 14: Periyar - Backwaters

Backwaters Früh geht es mit dem Bus gen Westen, die Hänge der Westghats hinab Richtung Meer, über Pässe und hinunter entlang von Bergflanken in tief unter uns liegende Täler. Kurz nachdem wir die Ebene erreicht haben, zeigen sich auch schon die ersten Kanäle, die die von Wasserflächen, Reisfeldern und Kokospalmen geprägte Landschaft der Backwaters durchziehen. Für unsere Gruppe liegen vier Hausboote bereit, die wir mit staunenden Augen beziehen. So geräumig und komfortabel hatte ich mir das nicht vorgestellt, angefangen bei den einzelnen Zimmern jeweils mit eigenem Bad, bis hin zu einem Aufenthaltsbereich mit Essplatz und einer Sitzgruppe mit ausladenden Sesseln. Am liebsten sitze ich aber auf der gepolsterten Fläche an der Spitze des Bootes, direkt hinter dem Steuermann.

Backwaters Während wir langsam durch die Kanäle gleiten macht sich eine friedvoll entspannte Atmosphäre breit. Dabei gibt es viel zu sehen: Viele kleine Häuser liegen entlang der Wasserwege, kleine Treppen führen hinab, wo allenthalben Wäsche oder Geschirr gewaschen wird, Zähne geputzt werden oder in voller Montur gebadet wird. Immer wieder kreuzen kleine schmale oder größere motorgetriebene Fährboote unsern Weg, Fischer werfen ihre Netze von kleinen runden Booten aus. Wasserhyazinthen treiben in Teppichen auf der Oberfläche, mal sieht man Mengen von Enten, die offenbar hier gehalten werden. Dorfstraßen ziehen sich entlang der Kanäle, teilweise kann man den Händlern und Handwerkern direkt in die Läden schauen. Auch der Service an Bord ist exzellent und neben einem köstlichen mit Liebe zubereiteten Mittag- und Abendessen wird auch Kaffee und Tee mit gebackenen Bananen als Snack zwischendurch gereicht.

Der Sonnenuntergang präsentiert sich extrem dekorativ, dunkel heben sich die Silhouetten der Palmen gegen den zart hellblau bis rosa getönten Himmel ab, dahinter versinkt die Sonne als großer orange-roter Ball. Für die Nacht haben wir gemeinsam auf einem See geankert, ganz sacht dreht sich das Boot, die Lichter am fernen Ufer zeichnen kleine Lichtspuren ins Wasser.

Tag 15: Backwaters - Cochin

Cochi Die Atmosphäre bei Sonnenaufgang ist verhaltener als am Abend, Dunst liegt über dem Wasser und macht die Konturen der Bäume am Ufer weicher. Mit der aufgehenden Sonne gewinnen die Farben nach und nach wieder an Kraft. Pünktlich um acht Uhr lichten wir den Anker und tuckern weiter. Schade, dass unsere Fahrt schon bald endet. Nach knapp zwei Stunden Fahrt landen wir an, steigen wieder in unseren Bus und fahren nach Cochin bzw neu Kochi, der letzen Station unserer Reise.

Nach Einchecken im Hotel besichtigen wir die alten Stadtviertel Fort Cochin und das Judenviertel. Vom Fort ist nicht mehr viel zu sehen, wenig spektakulär ist die alte portugiesische Kirche, in der Vasco da Gama einst begraben war, aber der Spaziergang am Meer entlang bei den großen chinesischen Fischernetzen und dem Fischmarkt ist interessant. Händler preisen ihre besten Fische, einer präsentiert voll Stolz einen riesigen Hummer. Direkt hinter den Ständen wird frischer Fang in kleinen Booten angelandet, gewogen und versteigert, eine lebhafte Szene mit Trauben von Männern um die Wage während Gewichte und Preise ausgerufen werden. Durch das Judenviertel schlendern wir nur kurz, dorthin werden wir morgen zum ausgiebigen Shopping zurückkommen. Wir beschließen den Ausflug in die Stadt mit einem gemeinsamen Essen im Fischrestaurant, gegrillter Fisch und Krabben so reichlich, dass wir uns danach schier ins Bett rollen müssen.

Tag 16: Cochin

Kathakali Unser letzter Tag in Indien ist zur freien Verfügung. Morgens machen wir eine beschauliche, wenig ereignisreiche Hafenrundfahrt, nachmittags stürzen wir uns im alten Judenviertel ins Einkaufsvergnügen, und das mit großem Erfolg. Etliche Tücher und Textilien inclusive eines kompletten indischen Männergewands wechseln den Besitzer, ebenso wie verschiedene kleine Mitbringsel. Mit dem unseren indischen Gewändern, wer sich denn eingekleidet hatte, erscheinen wir auch am Abend zur Kathakali-Aufführung, dem klassischen Tanz Keralas. Interessant schon ist es, die aufwendige Schminkprozedur der Protagonisten zu verfolgen, bei der sich ein Prinz und eine verführerische Dame, die eigentlich ein Dämon ist, beides Männer, für uns zurecht machen. Sehr eindrücklich ist dann die Demonstration mit Erläuterungen, gefolgt von einer dramatisch gespielten Verführungs- und Verratsszene im Himmel, dargestellt allein mit Mimik und Gestik und insbesondere bedeutsamen Augenrollen. Unsere letzen Rupien lassen wir in der mondänen Hotelbar, nach unserem leider letzten indischen Essen, das immer noch so köstlich mundet wie am ersten Tag.

Am nächsten Morgen heißt es leider Abschied nehmen von Indien. Ich bin mir sicher, dass ich wiederkommen werde.


Roundup: Tips und Links

Mahabalipuram