4D 2002 – Die Nachzügler

Chicago-Cat
Dann will ich euch mal über den zweiten Tag der 4D Tour aus Sicht der Nachzügler berichten.

Widrigkeiten gleich zu Beginn am Zoll

Eigentlich fing der Tag perfekt an. Hier zur Einstimmung die Ankunft der Hotzenwäldler am Zoll in Bad Säckingen. Der Tag begrüßte uns mit knallblauem Himmel und strahlendem Sonnenschein.

Hier am Zoll aber fingen die Widrigkeiten an, beginnend beim Zustand der Reifen, auf welche die Zöllner strenge Blicke warfen. Wie das alles dann doch am Schluss zu einem schönen Tourentag wurde, werdet ihr noch erfahren.

Heike hat ja schon über diesen Tag berichtet (siehe http://www.biker.de/touren/tourenberichte?id=63025&cmd=Anzeigen) und geschrieben, wie am Schweizer Zoll Rauer wegen mangelndem Profil erst gar nicht in die Schweiz gelassen wurde. Statt dessen machte er sich ohne weitere Zeit mit unnötiger Kommunikation zu verbringen direkt auf den Weg zum Reifenhändler des Vertrauens – der Zöllner (vermutlich kriegen die dort Provision). Mopedist prüft derweil ebenfalls kritisch seine Reifen, nunmehr sensibilisiert für Profiltiefe und Abrieb. … Und stellt fest, dass auch ihn ein gewisses Unbehagen überfällt bei dem Gedanken, dass diese Reifen, die in Köln noch mit prachtvollem Profil glänzten, jetzt noch die ganzen 4D-Kilometer über Alpenpisten und dann auch noch den Weg nach Hause halten sollen. Und wer weiß schon, ob nicht auch die deutschen Zöllner bei der Einreise wieder ähnlich kritische Blicke auf die Besohlung seiner Mille richten werden.

Also ist auch er kurz entschlossen zum Reifenhändler nach Rheinfelden gefahren um dort Rauer zu treffen und selbst der Mille ein paar neue Reifen zu genehmigen. Waschbär und ich hatten beschlossen mit den beiden Reifenwechsler später nachzukommen und winkten der großen Gruppe hinterher, die recht stürmisch von Lastwagen getrieben von dannen brauste. Was daraus wurde hat ja Heike in ihrem Bericht geschrieben.

Der Mille neue Reifen

Wir warteten derweil am Zoll auf Nachricht den beiden anderen. Erst meldet sich Mopedist: Rauer war schon wieder weg, also alles paletti, und er selbst kriege um 11:00 den Reifen. Kurz drauf meldet sich auch Rauer, nein, er hat keinen Reifen gekriegt und ist jetzt weiter zum nächsten Reifenhändler geschickt worden. Der habe aber erst um 16:00 den Reifen da. Waschbär empfiehlt im daraufhin, eine eigene nette Tour nach Linthal zu machen, er habe doch bestimmt eine Karte. Nein? Na ja, aber dann habe er ja bis 16:00 ganz prima Zeit eine kaufen zu gehen. Damit war Rauer für den Tag versorgt und wir sind zum Reifenhändler nach Rheinfelden gefahren.

Welcher Jammer als wir dort ankommen: Mopedist ist den Tränen nah und muss erst mal ordentlich getröstet werden. Hat doch der Reifenhändler die schöne, sorgsam gepflegte Mille, die noch keinen Kratzer hatte, direkt beim Aufbocken hingeschmissen. Bilanz: Kratzer am Auspuff, Blinker kaputt, Verkleidung beschädigt, Visier verkratzt, Mopedist mit den Nerven am Ende. Aber die Aufbock-Technik machte auch uns noch schwindelig und Mopedist wollte gar nicht hinschauen wie die gute Mille da hing, mit dem Seitenständer auf nem Klotz und auf der anderen Seite irgendwie mit ner Hebenbühne hochgehebel sah es schon abenteuerlich aus. Wir machen noch Beweisfotos von der Mille und handeln mit dem Händler aus, dass entweder die Reifen umsonst sind oder aber der Schaden reguliert wird.

Dann ist die Maschine fertig und der nächste Schock da. Der Händler hat die falsche Größe bei den Hinterreifen aufgezogen. Nun ist Mopedist fast ganz am Ende, aber er will nur noch weg. Wir schwingen uns auf die Maschinen und düsen nach Lörrach zum Aprilla-Händler um noch rasch den Schaden aufnehmen zu lassen.

Mittlerweile ist es schon kurz vor 12:00, Waschbär drängelt arg, deutet auf die Uhr und stürzt im Kamikaze-Stil von dannen und hängt mich am Berg beim Überholen eines Busses endgültig ab. Als ich den Bus endlich überholen darf ist kein Waschbär mehr weit und breit zu sehen und in der Entscheidungsnot, ob nun Lörrach per Autobahn oder Landstrasse, entscheide ich falsch für die Landstrasse und dann hab ich sogar in der Hektik gänzlich die falsche Strasse erwischt. Eilens versuche ich mit Mopdest im Rücken Waschbär wieder einzuholen und hechte durch die Kurven des kleinen Waldsträßchens was das Zeug – ähäm mein Können – hält. Kein Jens und nach 5 km muss ich anhalten und eingestehen, dass ich völlig falsch war. Also gleich wieder dieselbe schlängelige Strasse zurück. Aber soll mir nie ein schlimmerer Fehler passieren, schön war es wirklich und als wir noch mal kurz anhalten um uns von Waschbär per Handy auf den richtigen Weg schicken zu lassen, lächelt Mopedist schon wieder ein bisschen und meint, dass das zum Reifeneinfahren genau richtig war.

Dann rollen wir auch schon beim Aprilla-Händler ein, kriegen keinen neuen Blinker aber immerhin nimmt er den Schaden auf, und endlich können wir auch zu unserer 4D-Tour Nr. 2 aufbrechen. Es ist nach Mittag, aber genug Zeit für eine kleine Gruppe noch die geplante und wegen Passsperrung von Grimsel und Susten gekürzte Tour zu fahren. Wir fahren Autobahn bis hinter Luzern, entlang des tiefblauen Vierwaldstädter Sees und entscheiden uns, die Runde über die Pässe in der anderen Richtung zu fahren als ursprünglich geplant. Das hatte 2 Vorteile: Zum einen wusste Waschbär, wie man auf die Gotthard-Strasse kommt und nicht durch den Tunnel fahren muss, zum zweiten würden wir so bestimmt den anderen Gruppen begegnen. Dass wir sie einholen würden daran war eh nicht mehr zu denken.

Und endlich geht die 4D Tour – 2.Tag los

Und dann ging der Spaß wirklich los. Ich denke noch, was fährt und der Waschbär so ziellos auf den Parkplatz der Autobahnraststätte rum, da öffnet sich vor uns wie von Geisterhand ein großes Tor, wir fahren durch und sind kurz drauf auf der Gotthard-Strasse. Was soll ich sagen, Spaß hat es gemacht dort raufzufahren nach den ganzen Autobahnkilometern. Zwischendrin ist Waschbär fast in den Schneehaufen gefahren, mit dem die alte Gotthard-Strasse abgesperrt war, aber auch die neue Trasse ließ sich schön schwingen. Oben machen wir Halt, zwischen knallweißen Schneeflecken und genießen die frische Luft – ich jedenfalls – und andere eben eine Moods.

Weiter geht es den Pass runter und nach Biaska. Von der Frische der Passhöhe tauchen wir allmählich ein in wärmere und warme Luftschichten, südliche Gefühle machen sich breit. Haben wir auf dieser Strecke die anderen beiden Gruppen getroffen? Ich denke schon, beide gleich hintereinander sind sie an uns mit großem Hallo und Gewinke vorbeigefahren. Nicht zu verkennen Jens-Nick als erster in der Leuchtfarben-Jacke, dann die 2. Gruppe geführt von Scarver.

In Biasca schlagen wir den Weg zum Lukmanierpass ein. Den gibt Waschbär für „die Gruppe“ frei und Mopedist rast an uns vorbei der Passhöhe entgegen. Auch ich gebe mein Bestes und meiner Anna Blume die Sporen und schwinge um Kurven und Kehren.

Und wie war der Oberalp-Pass? Ich bin einfach gefahren, die Linie vor Augen, Schräglagen auskosten, mal rasch ein paar Trödler überholen. Huch, schon oben? Oben wieder die Genießerpause, während denen mir Mopedist ein paar Tips zur Verbesserung meiner Kurventechnik gibt. Kurven und Ideallinien werden in die Erde gemalt und diskutiert. Das ist klasse, mal gutes Feedback zu kriegen, dann weiß ich doch, woran ich arbeiten kann. Überhaupt war es ein Erlebnis der besonderen Art, vor Mopedist zu fahren, allein schon wegen dem Sound seiner Mille, die eindeutig um den besten Sound bei 4D konkuriert und für mich klar unter die ersten drei kommt.

Den Abschluss unserer 4-Pässe-Tour und für mich den Höhepunkt des Tages bildet der Klausen. Im Abendlicht fahren wir die Straße aus dem Tal höher und höher. Dann kommt die Strecke, wo die Strasse genau am Abgrund entlang führt und sich unser Tempo doch merklich verlangsamt. Respekt vor der Tiefe, aber auch bewunderndes Aufsaugen der Stimmung. Will denn Waschbär hier nicht anhalten und uns einen längeren Blick gönnen? Doch er will, hat nur bis auf den Parkplatz mit der Uhr gewartet.

Jetzt müssen wir uns nicht mehr auf die Strasse konzentrieren und können die Schönheit um uns in vollen Zügen genießen. Die tiefe Sonne beleuchtet noch gerade die schneebedeckten Gipfel der Berge und den Dunst, der aus dem Tal aufsteigt und die ganze Szenerie mit einem Schleier von weichem Licht durchflutet, gegen das sich die Silhouette der Bergflanke und der Bäume hart abzeichnet.

Die Abfahrt vom Pass ist klasse zu fahren. Linthal ist nicht weit, zum Glück, denn nun wird es allmählich dunkel. Bevor wir dann wirklich am Hotel Adler ankommen gibt es noch einen großen Schreck als wir plötzlich unvermittelt auf einen Krankenwagen stoßen, der am Strassenrand steht und Jens-Nick’s Motorad direkt dahinter. Keiner von uns, große Erleichterung! Aber doch bedrückt über den verunglückten Motorradfahrer fahren wir die folgenden Kehren Richtung Linthal, die auch noch ganz überraschend mit Kopfsteinpflasterung aufwarten. Gut dass Waschhbär die schon kannte und uns per Handzeichen zu vorsichtigerer Gangart aufgerufen hat.

Vom Ende eines ereignis- und erlebnisreichen Tages

Schön war es die anderen dort in der Pension Adler zu treffen und die Geschichten und Erlebnisse des Tages auszutauschen. Dort erfahren wir auch, wie es Rauer ergangen ist. Nachdem er dann selbst den Reifen vom Lager geholt hat, konnte er auch gegen Mittag aufbrechen, hatte eine schöne Tour und Zeit genug sich den Wilhelm Tell zu betrachten. Und ist dabei zufällig auf Tom-TM gestoßen, der Tell gerade fotografierte. Wie sich rausstellt hatte Tom-TM auf der Autobahn seine Bremsbacken verlohren, und war daher nach eine kleinen Wartungseinlage für die Afrika-Twin dann ohne Gruppe weiter Richtung Adler gefahren. Und so konnten die beiden auch als Mini-Gruppe den Rest der Tour über den Klausen gemeinsam fahren.

Wenn doch auch schon vieles nicht so gelaufen ist, wie sich das die Veranstalter von 4D Waschbär, Jens-Nick und Heike vorgestellt hatte, angefangen von den Passsperrungen von Grimsel und Susten, über den Profilmangel einiger Teilnehmer, Verlust von Bremsbacken usw., so haben doch alle letzlich den Tag genossen. Und was das Beste war, alle Widrigkeiten sind umschifft worden, haben irgendwie eine Lösung gefunden, Improvisation hat gesiegt und zum Schluss war die gesamte Gruppe heil und glücklich angekommen, ggf. mit neuen Erkenntnissen was das nächste Mal besser zu machen wäre, vor allem aber voll Vorfreude auf den nächsten Tag der 4D-Tour.

Dies ist die Plattform um mehr über mich und meine Passionen wie Arbeiten, Mopedfahren und Reisen zu erfahren.