4D 2002 – Tag 2

Searcher0, 25.06.2002
4D – Freitagstour 2. Tag – Schnelle Gruppe

Planung, Ausführung, folgen? oder Drüber, drunter, seitlich vorbei?

Bei herrlichem Sonnenschein saß ich in der Pension Hotzenwald und nahm bedächtig und sehr gemächlich, wie jeden morgen eigentlich, mein Frühstück zu mir. Am Vorabend habe ich mich erkundigt, ob die Neuankömmlinge Macher1 und Petra, sowie Lysander, Redmaschine und Speedy noch Tanken müssten oder eine Schweizer Vignette benötigten. Sowohl Tanken als auch die Besorgung einer Schweizer Vignette war gegeben. So habe ich mich mit ihnen für kurz nach acht, am Freitagmorgen verabredet. Pünktlich waren alle da und so fuhren wir als kleine Gruppe zur Schweizer Grenze. Vorher stand ja erst noch eine Frühsportübung auf dem Programm, die herrliche kurvenreiche Strecke bis nach Bad Säckingen, nur diesmal nicht ganz so zügig, wie am Vorabend, da die Maschinen erst ganz gemächlich auf Temperatur gebracht werden sollten. Schnell erreichten wir die Grenze in Bad Säckingen.

Nanu, was war das? Der Schweizer Zollbeamte winkte uns nicht durch, sondern hielt mich und damit meine gesamte kleine Gruppe an. Er forderte mich zu einem kleinen Rededuell auf. „Hmm“, dachte ich mir, „mal sehen wer eher nachgibt“. Um es kurz zu machen, der Zollbeamte hat verloren *g. Entnervt von meinen Argumenten und Redekünsten, winkte er die ganze Gruppe durch. Na also, klappt doch. *gg

Andere hatten bei diesem Zollbeamten weniger gute Karten, aber das wißt ihr ja schon.

Kurz nachdem wir den Zoll passierten, hielten wir an der besagten Schweizer Tankstelle an, um die Motorräder, wie verabredet, um 9:00 Uhr vollgetankt am Treffpunkt stehen zu haben. Nachdem auch ich vollgetankt hatte und das Tankstellenhäuschen betrat, geschah das gleiche wie am Vortag, anscheinend hatte ich die nette Kassiererin, mit ihren herrlichen himmelblau strahlenden Augen und schulterlangen rabenschwarzen haaren, gestern etwas verwirrt, wieder strahlte sie schon vom weitem, als sie mich erspähte, aha meinte sie, da kommt ja mein Rondevouz. Diesmal war ich irritiert, hatte ich da etwas nicht mitbekommen!? Wir plauschten noch ein wenig vergnügt, zur Verärgerung des ein oder anderen Kunden, weil es einfach nicht voran ging. Wir verabschiedeten uns sehr freundlich voneinander und wünschten uns noch einen wundervollen schönen Tag. Mit einem sehr breiten Grinsen im Gesicht, verließ ich mit den anderen die Tankstelle und fuhren zum vereinbarten Treffpunkt an der Schweizer Grenze.

Dort angekommen, standen schon einige Biker herum und warteten auf die Nachkommenden, die noch fehlten.

Dann, auf einmal, herrschte ein wenig Verwirrung, da war doch tatsächlich einem die Einreise in die Schweiz verweigert worden, weil er keine anständigen Gummis mehr hatte. Dann war da noch ein zweiter, der sich auch dachte, dass Gummis wichtig wären und fuhr auch wieder zurück über die grenze, um sich welche zu besorgen.

So verstrich der besagte Abfahrtermin in die Alpen. Erst nachdem einige ihre Fassung wieder erlangten, sollten wir abfahren, doch wieder gab es eine Verzögerung, da ja noch einige gar nicht vollgetankt hatten. Tztztztz, einfach alles mit einer gehörigen Portion Humor würzen und schon ist das ganze auch nur halb so schlimm. *gg

Dann geschah es doch, endlich war alles abfahrbereit und wir fuhren, nach vorheriger Instruktion durch Heike und Jens,
gemeinschaftlich von der Schweizer Grenze ab, um endlich in
den Genuss zu kommen, den Alpen ein Stück näher zu rücken.
Die Positionen wurden bestimmt und wir fuhren los Richtung Alpen. Erst ein Stück noch über die Landstrasse, um dann auf die Autobahn zu gehen. Dieses Gruppenfahren klappt doch eigentlich sehr gut, dachte ich mir und so brummten wir gemeinschaftlich über die Autobahn, in einen für meine Begriffe grossen Motorrad Konvoi. Das Einzige, was neu für mich war, war der vorrausfahrende Scout Jens-Nick und mein neuer Flügelmann Ernst, aber an diese beiden kann man sich sehr schnell gewöhnen, obwohl ich sagen muss, dass ich meinen bisherigen Hintermann Mopedist doch schon sehr vermisste.

Runter ging es von der Autobahn, und wieder ein Stück Landstrasse entlang. Alle, so schien es, kamen mit. Doch wie aus dem Nichts, tauchte auf einmal Ericsu neben dem Tourguide auf und winkte vehement und versuchte in seinem rheinischen bayrischen Dialekt, und mit der Bowlingkugel auf dem Kopf seine Depeche an den Tourenführer weiter zu geben. Die Reaktion folgte auf dem Fusse. Jens-Nick hielt an und die gesamte Gruppe mit ihm. Anscheinend hatte Jens die Meldung doch verstanden! (sensationell *fg)

Was war passiert? Schnell machte die Depesche von Ericsu die Runde, Aladin und Heike wurden vermisst! Jens hing sich sofort an sein Handy und telefonierte und telefonierte, aber niemand wurde erreicht.. An der Örtlichkeit, einer kleinen Tankstelle, an der wir gehalten haben, prallte die schöne warme Sonne, ungehindert auf unsere Motorradkluft. Ein irres Gefühl, wenn einem merklich wärmer und wärmer wird, sich kleine salzige Tropfen im Nacken bilden und diese sich ihren Weg, den Rücken hinunter bis zum Gesäß such… aber lassen wir das. Es war heiß.

Wir warteten und warteten, nach ca. 20 Minuten rief Jens-Nick zum Weiterfahren auf, da wir eh schon reichlich Verzögerung für diesen Tag hatten und er endlich die gesamte Gruppe zum vereinbarten Treffpunkt führen wollte. So ging es dann für alle weiter, in der Hoffnung, das wir Heike und Aladin am Treffpunkt wiedersehen würden. Nachdem Stück Landstrasse folgte wieder ein Autobahnabschnitt und weiter zog der Tross. Bei Kussnacht oder war es doch Rotkreuz !? verließen wir die Autobahn und kamen der Landstrasse folgend an dem, sehr schönen leuchtenden, Zuger See vorbei. Ein Hupkonzert fand auf einmal statt, wollten doch einige eine kleine Rast einlegen, um sich eine zu rauchen. Jens folgte diesem Aufruf und hielt an einem schönen Aussichtpunkt dieses Sees an. Kurz eine geraucht und die Aussicht genießend, mit dem Fotoapparat in die Hand, das Gesehene für immer einzufangen.

Dann ging es weiter, dem endgültigen Treffpunkt für die gesamte Gruppe, an diesem Tag entgegen. Als wir auf dem Parkplatz, dem Treffpunkt, eintrafen, konnten wir direkt schon Heike und Aladin entdecken, sowie den weiteren Scout für diesem Tag Speedydan und seine entzückende Schwester Sundrop.

Doch bevor wir diese richtig begrüßen konnten, wurden die Motorräder in einer Reihe aufgereiht.

Kurz nachdem der letzte Motor verstummte, begann ein generalstabsmassig geplanter Auftritt von Heike. Laut schreiend und brüllend ging sie mit energischen Schritten die Motorradreihe ab.

Ihre Stimme überschlug sich bei den Worten. „Mit euch fahre ich nicht mehr“, „Ihr seid alle Stümper und müßt noch einmal in die Fahrschule“ und so weiter und so weiter. Alle standen stumm und stramm an ihren Maschinen und lauschten den Worten von Heike. Während Heike weiter brüllte, hatte ich eine kleine Vision. Heike hatte auf einmal ein aufreizendes Lederoutfit an, mit Ketten behangen, die bis zu den Hüften reichten, ihr rechter Lederhandschuh zeigte mit der Handfläche nach oben, während sie in der linken Hand ihre neunschwänzige Katze hielt und diese rhythmisch auf ihre rechte Hand schlug. Was man alles bei dieser Tour geboten bekommt, um so etwas bei uns zu sehen, geschweige denn zu hören, musste schon 84 Cent die Minute berappen. Ruf mich an…. JETZT !!! Mit den Worten: „So nun können wir wieder gemeinsam lachen!“ ? Plopp- verschwand mir nichts dir nichts, das Bild vor meinem geistigen Auge und vor uns stand einfach nur wieder Heike. *gg

Danach, wurde die Gruppeneinteilung vorgenommen, in eine Seengruppe, Genießergruppe und eine schnelle Gruppe, wobei Heike anmerkte, das diejenigen die sich der schnellen Gruppe anschließen möchten, wissen sollte, dass diese Gruppe die letzte, aber auch allerletzte Rille fährt. Langsam formierten sich die einzelnen Biker und Bikerinnen um die entsprechenden Scout´s der verschiedenen Gruppen. Ich haderte noch mit mir und schaute etwas geistesabwesend meinen fliegenverschmierten Helm an. Sollte ich wirklich in der schnellen Gruppe mitfahren? Während ich so überlegte, kam Ernst von hinten und meinte „willste och wat Visierreiniger search?“ Ich nickte und während ich mein Visier reinigte, rang ich mich doch dazu durch, mit der schnellen Gruppe zu fahren. Ein unwohles Gefühl beschlich mich, als ich zu der schnellen Gruppe mein Bike schob. Sollte ich nicht das Tempo gehen können, so würde ich mich ausklinken, damit ich den Fahrspass der anderen nicht stören würde. Um Jens-Nick, dem Scout für die schnelle Gruppe und seiner K 1200 RS, waren weiterhin mit von der Partie: Aladin und Moni mit dem Boot, Lysander – R1150GS, Grimfandango – Ducati Monster, Wolfgang – Varadero, Ernst FJR und ich mit meiner VX.

Nachdem sich unsere Gruppe formiert hatte und wir wieder ganz kurz von Jens-Nick instruiert wurden und die Reihenfolge für unsere Gruppe festlegten, hatten wir noch eine Zigarettenpause vereinbart, bevor es los ging. Diese Pause nutzte ich dazu, um endlich auch einmal Speedydan, auf den ich mich schon lange freute, einmal persönlich zu begrüßen. Die Freude war auf beiden Seiten sehr herzlich, außerdem stellte er mir seine Schwester vor, die nicht nur über das ganze Gesicht strahlte, sondern auch diesen Glanz mit ihren Augen versprühte, ein sehr liebreizendes Wesen. Dann drang ein lautes Rufen in meine Ohren, die schnelle Gruppe wollte abfahren.

Wir verließen den Parkplatz, an dem Heike ihren bühnenreifen Auftritt hatte, und preschten los. Das Tempo wurde merklich gesteigert, gegenüber der bisherigen Anfahrt. In den Orten hielten wir uns an die vorgegebene Richtgeschwindigkeit, da es in der Schweiz sehr teuer werden kann, wenn man die zulässige Höchstgeschwindigkeit übertritt. Wir fuhren Richtung Andermatt. Zuvor glitten wir die östliche Strasse am Ufer des Urner Sees vorbei. Ein grandioser Blickpunkt der Urner See, wie er durch die Sonne beleuchtet, unterschiedliche Grün-Nuancen wiederspiegelte, dazu mit teilweise schneebedeckten Bergwipfel und abfallenden schroffen Felswänden umrahmt wird. Die Sonne stand hoch im Zenith und ihre sehr warmen Strahlen wurden hier und da durch Galerie- und Tunnelfahrten kurzfristig unterbrochen. Man hatte das Gefühl als würde man durch Ansichtskarten fahren.

So traumhaft schön war eigentlich die gesamte Tour, na ja bis auf eine kleine Ausnahme, aber darauf komme ich zu einen späteren Zeitpunkt. Der Fahrtwind spendierte uns wenigstens ein bisschen Kühlung an diesem heißen Tag. Es gab reichlich zu schauen, dennoch verlangte auch die Strasse, die wir befuhren, ihre Aufmerksamkeit. Bis Amsteg hatten wir hier und da ein paar Kurven, um uns etwas einzuschwingen. Ab Amsteg begannen wir dann damit vollends, die Schräglagenfreiheit zu testen. Dritter Gang, Gas geben, das Gas vor der Kurve kurz lupfen, runterschalten, gleichzeitig Motorrad in die Schräglage bringen, Gas geben und ab in die nächste Schräglage zu stürzen. Immer an den Felswänden entlang und in die nächsten Kurven hinein. Zu, An- Ein- und Aussichten blieb nicht viel Zeit. Hei macht das spass, obwohl wir noch immer keinen Pass gefahren sind, war das doch schon ein sehr sehr guter Anfang. Wir erreichten Andermatt und bevor wir unseren ersten Pass für diesen Tag unter die Räder nehmen sollten, war noch einmal zuvor gemeinschaftliches Tanken angesagt.

Wir versorgten nicht nur unsere Bike´s mit Sprit, sondern holten uns auch direkt ein paar kühle Getränke für unterwegs. Das inoffizielles Maskottchen der schnellen Gruppe war unsere einzigste Sozia Moni. Moni sorgte durch ihr immer fortwährendes Lächeln und den Heidenspass, den sie mit der schnellen Gruppe hatte, für eine wohlige warme Atmosphäre unter uns männerdominierenden Bikern. Ich muss gestehen, hätte ich in dem Boot gesessen, wäre ich bestimmt hier in Andermatt ausgestiegen und hätte mir ein Taxi zum Hotel besorgt, denn, wie schon beschrieben, hat Aladin einen absolut heißen Fahrstil mit seinem Boot. Zum Glück war Aladin nicht Scout, dann hätten bestimmt alle aus der schnellen Gruppe ein Problem damit gehabt, ihm zu folgen.

Dann ging es kurvenreich nach dem Tankstop kurz und heftig weiter, wieder durch schöne Kurven und unter Galerien hindurch, bis zu diesem schönen Punkt, an dem Jens ganz kurz hielt und wir direkt die Gelegenheit zu einem Gruppenfoto nutzten.

Dann begann die schöne Anfahrt zum Oberalbpass. Steil bergauf ging es nun mit zahlreichen Spitzkehren der Passhöhe entgegen. Ein Blick seitlich hinunter bescherte mir immer wieder ein herrliches Bild auf die Bergwelt und der schnellen Gruppe, die jene Spitzkehre erst noch nehmen mussten, durch welche ich schon gefahren war. Nach den Spitzkehren folgte ein langes gerades Stück, mit ein paar seichten Kurven und einer kleinen Galerie und schon waren wir an der Passhöhe angelangt. Dort legten wir eine Pause ein und schossen die ersten Passfotos. Wir standen eine Weile und konnten uns gar nicht satt genug sehen. Es war sehr angenehm von der Temperatur, obwohl wie ihr sehen könnt, noch reichlich Schnee lag.

Dann tauchte Heike auf einmal mit ihrer Gruppe auf, der Spott, der über ihre Lippen kam, für die schnellen Gruppe, war nicht zu verkennen. *gg

So trafen wir dann noch, ein paar Biker von der 4D Tour und es wurde geredet und gelacht. Wir hatten immer, wenn wir uns dann doch einmal trafen, sehr viel Spass mit einander. Unser Scout Jens rief zum weiterfahren auf und wir verließen die Passhöhe und machten uns an die Abfahrt. Nach dem letzten seichten Aufstieg, folgte bei der Abfahrt vom Oberalbpass ein richtig schönes Kurvenband mit zahlreichen Spitzkehren. Jeder hatte so seine eigene Technik, diese Spitzkehren zu durchfahren. Einige folgten genau dem Kurvenverlauf, während andere weit ausholten, um die Spitzkehre zügig zu passieren.. Wir hielten weiter auf Desentis zu, um unsere nächste Passanfahrt zu beginnen, den Lugmanierpass. Kurz vor der Passhöhe hielt jetzt die schnelle Gruppe an einem wiederum schönen Aussichtpunkt mit einem mitten darrinliegenden See, dem Lei Da Sontg Maria an.

Eine kurze Zigarettenpause sollte genügen, bevor wir weiterfuhren. Jens erkundigte sich, ob schon jemand Hunger hätte, uns allen hing der Magen ein wenig auf den Knien und so beschlossen wir, unten im Tessin kurz vor Biasca ein nettes Lokal aufzusuchen.

Es ging weiter, an der Passhöhe des Lukmanierpasses vorbei, talwärts Richtung Biasca. Die Kurven wurden am Fusse des Passes wieder etwas gemächlicher. Es folgten schnelle Rechts- und Linkskurven und stellenweise waren wir ein ganzes Stück, mit unseren Motorrädern, wedelnd durch die Kurven unterwegs. Der Strassenbelag wechselte häufig, von alten Belag auf frisch geteerte Abschnitte bis hin zu kleinen Schotterpisten. Durch unsere zügige Fahrweise, mussten wir uns natürlich auch wiederum, schnell auf die wechselnden Verhältnisse des Straßenbelages einstellen. Je weiter südlicher wir vordrangen, um so wärmer wurde es. Kurz bevor wir Biasca erreichten, entdeckte Jens-Nick auf der linken Seite ein sehr einladendes Lokal. Wir drehten unsere Maschinen und kehrten in dieses schöne Restaurant ein. Jetzt wollten wir einmal etwas länger Pause machen, die herrliche Panorama Aussicht genießen und sehr viel Flüssigkeit und etwas Nahrung zu uns nehmen.

Der Wind, der uns hier um die Nase wehte, hatte fast die gleiche Temperatur, wie ein Haarfön und so zogen es einige vor, sich an dem Haus angebrachten Brunnen zu erfrischen. Unsere Bestellung wurde uns nach und nach von der italienisch sprechenden Bedienung gebracht. Nachdem wir alle gegessen hatten, machte sich ein wenig die Müdigkeit breit, so verharrten wir noch ein Weilchen. Als wir dann wieder aufbrechen wollten, kam Speedydan mit seiner Gruppe angefahren, als wir alle ihnen freundlich zuwinkten, drehten sie auf der Stelle und stießen noch zu uns. Wieder wurde die Pause, die wir schon eingelegt hatten, ein wenig weiter ausgedehnt, bis wir uns dann schließlich doch voneinander loseisen konnten und unsere Rundtour fortsetzten. Wir hatten uns noch ausgedacht, die alte Gotthartstrasse zu befahren. Wir fuhren weiter auf Biasca zu, um dann bei Biasca rechts abzubiegen, Richtung Gotthard. Bevor wir abbogen, kamen uns drei Biker entgegen und winkten alle ganz vergnügt. Es waren Chicago-Cat, Waschbär und mein vermisster Flügelmann Mopedist mit neuen Gummis. Wir folgten weiter der Landstrasse, um dann ein kurzes Stück die Autobahn zu benutzen, bis Airolo um schneller am Gotthard zu sein. Bei Airolo verließen wir die Autobahn und fuhren in das Städtchen hinein, weil direkt nach dieser Stadt die Anfahrt zur alten Gotthartpassstrasse beginnt.

Doch als wir dort ankamen, winkte uns das Wachpersonal der Feuerwehr vorbei. Denn auf der Gotthartpassstrasse fand ein Bergrennen statt. Jens-Nick erkundigte sich nach einem Ausweg, um dennoch den Gotthardpass befahren zu können. Der freundliche Wachmann erteilte bereitwillig Auskunft und erklärte Jens einen Weg, der über eine Brücke führen sollte. Direkt im Anschluss nach dieser Erklärung, setzten wir uns wieder in Bewegung und folgten den Anweisungen. OK, vielleicht hat Jens-Nick auch etwas missverstanden, denn wir befanden uns auf einmal wieder auf der Autobahn Richtung Biasca. War doch wohl der falsche Weg. *gg

Also nächste Ausfahrt wieder heraus, gedreht Richtung Airolo und wieder am freundlich immer noch winkenden Wachmann vorbei. Also nächster Anlauf um die Gotthartpassstrasse doch noch zu erwischen. Wir nahmen die nächste Ausfahrt und kamen tatsächlich über eine Brücke, bloss diese führte wieder Richtung Autobahn. Entsetzt und etwas genervt vom Weg suchen hielt Jens-Nick am Seitenstreifen an. Ich konnte noch ein Schild erkennen, dass etwas weiter entfernt stand. Auf diesem war zu lesen: ?Gotthardtunnel, noch 2 Kilometer. Wir beratschlagten, was wir tun könnten, denn keiner hatte so richtig Lust, mit dem Motorrad durch den langen Tunnel zu fahren. Drehen kam nicht in Frage, da dieses hier lebensgefährlich war, bei dieser stark befahrenen Autobahn und außerdem sehr sehr teuer werden könnte. Wolfgang entdeckte ein Gittertor, vielleicht ist dieses ja nur angelehnt und wir könnten dort versuchen, mit unseren Bikes durchzuschlüpfen. Er machte sich auf den Weg, um entsetzt festzustellen, dass das Tor fest verschlossen war. Uns blieb also nichts anderes übrig, als durch den Tunnel zu fahren. Die Kinnladen fielen allen auf Kniehöhe, aber was soll man machen, da müßen wir nun durch.

Also noch schnell eine geraucht und ab ging es durch den Gotthardtunnel. Ein Schild, welches am Tunnel angebracht war, zeigte freundlich an: Ab hier noch 17 Kilometer, die Geschwindigkeit war auf 80 KM/H begrenzt. Die ersten drei Kilometer hielten wir noch diese Geschwindigkeit, bis sie zunehmend langsamer wurde auf dreißig und phasenweise sogar nur noch bis zwanzig Stundenkilometer reduziert wurde. Die Luft im Tunnel wurde immer stickiger und mit jedem weiteren Kilometer wurde es immer wärmer. Jetzt fühlte es sich so an, als würde hier ein Saunameister zu Werke gehen, der extra für uns den nächsten heißen Aufguss zubereitete. Das Visier wird am besten runtergeklappt, da herumschwirrende Russpartikel sich immer wieder in die Augen setzten und damit beginnt die Reiberei an jenen. Dunkel und eng war die Röhre und nur das Neonlicht, das den Tunnel erhellen sollte flackerte doch sehr stark. Immer wieder tauchten Parkbuchten auf in denen man einen Notstop einlegen konnte. Grosse Ventilatoren, welche unter der Tunneldecke hängen und die Abgase aus dem Tunnel saugen sollten, verwirbelten diese nur. Auf der entgegenkommenden Fahrbahn rauschten ohne Unterlass Pkws und Lastwagen an einem vorbei, deren seitlich verursachenden Windböen einem auf dem Motorrad immer wieder drohte an die Tunnelwand zu drücken. Ein Überholen ist unmöglich und außerdem strengstens Verboten auf der einspurigen Tunnelstraße. Überall hängen Videoüberwachungsgeräte, die mit ihrer Linse anscheinend dein Inneres zu durchleuchten versuchten. Auch der Gedanke daran, dass Hunderte von Tonnen Gestein über einen liegen, trug zur Erheiterung nicht gerade bei. Als ich mich bei diesem Gedanken erwischte, tauchte ein Schild auf, noch 13 Kilometer. Ich schaute zu Jens-Nick herüber und las zum ersten mal, seit etlichen Kilometern an einem Hinterreifen klebend, sein Nummernschild ?GL?. Ein Gedanke durchzuckte mich GL !? Könnte Girl heißen! Als ich dann noch Jens-Nick Statur zu einer mir annehmbaren Gestalt verwandeln ließ, war die Tunnelfahrt auf einmal sehr viel angenehmer für mich. *gg

Ich konnte mich kaum satt sehen und begann unter meinem Helm an zu singen: ?Auf dem Moped vor mir fährt ein hübsches Madele……? und so weiter und lala… Der Anblickt raubte mir fast den Atem oder war es doch die Tunnelluft? Plötzlich kam ein kalter Luftschwall auf einmal unter meinem Helm geströmt und wieder tauchte ein Schild auf: Noch 3 Kilometer. Ups, da hatte diese bezaubernde Lady mir ja diese Tunnelfahrt arg versüßt. Die Geschwindigkeit nahm wieder zu und der lange Tunnel gab uns endlich wieder frei. Direkt wurde noch ein paar Pfund auf das Gas gelegt und ab zur nächsten Ausfahrt. Nachdem wir diese erreicht hatten, tauchten wir direkt wieder ein, in das Kurvenlabyrinth der Landstraße. Nach einigen Kilometer auf dieser Strasse, legten wir noch einmal einen nicht planmäßig vereinbarten Tankstop ein. Die lange Tunnelfahrt hat doch sehr stark an den Nerven einiger gezerrt und somit war der Tankstop auch dringend notwendig gewesen um sich einmal ein wenig zu erholen. Die Stimmung sank ein wenig ab, aber dennoch nicht direkt so, dass man sagen könnte, dass sie richtig schlecht wurde. Nachdem die sehr durstigen Bike´s aufgetankt waren, setzten wir die Fahrt fort, Richtung Klausenpass um an dessen Fusse, in Bürgel auf einen vorher ausgemachten Parkplatz, auf Speedydan´s Gruppe zu warten.

Die Wartezeit war auch bei allen sehr willkommen, denn nun konnten sich einige erst richtig erholen, von der langen Tunnelfahrt, denn diese steckte doch jedem ganz mächtig in den Knochen. Langsam fingen wir wieder, an rum zu flachsen und unsere Scherze miteinander zu betreiben. Jens telefonierte noch mit dem Hotel Adler, denn er ging eigentlich davon aus, dass nach unserer Odysseefahrt, Speedydan schon längst den vereinbarten Treffpunkt verlassen hat.

Dem war aber nicht so. Toni, der Hotelwirt meldete Jens-Nick, dass schon ein paar von uns im Hotel seien, aber Dani eben halt nicht. So warteten wir noch einige Zeit auf die angekündigte Gruppe, die dann auch dreißig Minuten später eintraf. Wieder fand ein Grossees Hallo statt. Nach einiger Zeit verabschiedeten sich dann Speedydan und Sundrop von uns, denn sie schliefen an diesem Abend nicht mit uns anderen im Hotel.

Dann war Aufbruchstimmung. Jens gab wieder einige Instruktionen, wie der Klausenpass beschaffen sei und wo einige noch tanken könnten. Zum Abschluss meinte er, dass freies Passfahren angesagt ist und wir uns alle auf der Passhöhe wiedertreffen. Jens machte mit mir zusammen den Besen, für diese Passfahrt. Einer nach dem anderen fuhr ab, bis nur noch Jens-Nick und ich auf dem Parkplatz in Bürgel standen. Dann machten auch wir uns daran, den Klausenpass zu bezwingen. Zunächst ging es bedächtig aber immer zunehmender bergauf. Sehr schnell überwindet man so einige Höhenmeter. Die Strasse verjüngt sich etwas und führt an einigen Wiesenflächen vorbei, bevor man in die erste Spitzkehre gelangt.

Sehr schnell wechselt das Terrain von steilen Wiesenflächen zu schroffen Gesteinsmassen, in der diese Strasse eingelassen wurde. Ein Blick über die Schulter, zur rechten Seite, verdeutlicht sehr schnell, wie hoch man mittlerweile ist und wie steil, nach der Fahrbahnbegrenzung, es bergab geht.

Nach der letzten Spitzkehre schlängelt sich die Strasse weiter der Passhöhe entgegen, vorbei an steilabfallenden groben Felswänden, aus denen an unterschiedlichen Stellen, kleine Wasserfälle, mal in einen Graben oder direkt auf die Strasse niedergehen. Als wir dann oben auf der Passhöhe angelangt waren, standen schon alle, die vor uns diesen Pass hinauf gefahren sind vereint und laut lachend zusammen. Hier oben war es sehr kühl. Schnee und Eis verhüllten die Passhöhe. Die Strasse und der Parkplatz, war von diesem befreit aber dennoch sehr feucht.

Dichte Wolken hingen über der Passhöhe und die Abenddämmerung tauchte die Bergwelt in ein Mystisches Szenario.

Ich stieg erst gar nicht von meinem Bike ab, sondern zeigte Jens-Nick an, das ich direkt weiterfahre. Er nickte zustimmend und so begann ich direkt die Abfahrt vom Klausenpass Richtung Linthal. Ohne Umschweife, ging es direkt wieder bergab, fantastisch zu fahrende Spitzkehren, eine nach der anderen wurden von mir in einem zügigen Tempo genommen. Immer wiederkehrende Abläufe tätigte ich, runter schalten, Kupplung ziehen, kurz anbremsen und Maschine in die kurve legen oder ab und zu ein wenig drücken und im Scheitelpunkt wieder Gas geben, beschleunigen, Hochschalten, Gas und wieder von vorne beginnen. Ein irres Vergnügen. Die Spitzkehren kann man sehr gut einblicken, überhaupt lassen sich schon weit vorher 2 bis 3 kurven ausmachen, weil einem ein ungehinderter Blick auf die Strasse und Kurven gewährt wird.

Nach dem Spitzkehrenvergnügen folgt ein sehr geradeaus verlaufender Straßenabschnitt, dieses Hochplateaus, der sogenannte Urnerboden. Rechts und links dieser Strasse säumen weitläufige, grüne saftige Wiesen den Strassenrand. Zäune sind nicht vorhanden und wie ich später von Heike berichtet bekam, laufen hier die Almkühe ungehindert herum und können auch schon mal die Strasse versperren. Ich konnte keine einzige Kuh entdecken, während meiner Fahrt über diesem Plateau. Gedankenversunken, allein, mit meinem Bike und mir donnerte ich durch diese schöne Bergwelt. Am Ende dieser geradeaus verlaufenden Strasse, beginnt wieder ein Kurvenvergnügen. Hier kann man nun Baumkronen erkennen, welche den rechten Fahrbahnrand säumen und nur im Ansatz erahnen lassen, wie gross diese Bäume sind oder wie steil es hier hinunter geht. Zur linken Seite begleiten einen die scharfkantigen Felswände.

Als ich mich gerade wieder richtig schön einschwingen wollte und die ersten seichten rechts links Kombinationen genommen hatte, tauchte aus dem nichts ein Kleintransporter, stehend auf der Fahrbahn auf und eine Frau trat telefonierend mitten auf die Fahrbahn und gab mir ein eindeutiges Handzeichen, meine Fahrt zu stoppen. Ich folgte ihren Aufruf und suchte mir einen geeigneten Platz, wo ich mein Bike abstellen konnte. Als ich abstieg, um zu dieser Frau zu gehen, entdeckte ich tiefe Kratzspuren auf der Fahrbahn in Richtung der Bäume. Ein Blick zu dem Baum, zeigte mir, das unterhalb der Baumkrone in einem beträchtlichen Ausmaß, ein Einschlag stattgefunden haben muss. Die Rinde von diesem stämmigen Baum war wie mit einem Messer abgeschält worden. Ich ging weiter auf die immer noch telefonierende Frau zu. Als ich sie ansprach, was los ist, beendete sie ihr Gespräch und teilte mir aufgeregt mit, dass hier ein Motorradunfall geschehen sei. Verdutzt sah ich die Frau an. Wo denn? Fragte ich, sie zeigte die Böschung hinunter, da unten liegt er. Ich trat weiter an den Fahrbahnrand und blickte suchend hinunter, dann konnte ich zwei Männer erkennen, in ca. 12 bis 15 Meter Tiefe, etwas weiter links davon, konnte ich das verunglückte Motorrad sehen, welches halb um dem Baum gewickelt war. Wieder schweifte mein Blick zurück zu den beiden Männern, eine dritte Person konnte ich noch ausmachen, wie sie mühselig versuchte, halbwegs gehend, mal rutschend, den Abhang hinunter zukommen. Dann entdeckte ich in der Mitte der beiden Personen, halb verdeckt durch Buschwerk den schwer verletzten Biker. Die Frau riss mich aus meinen Gedanken, dieses Horrorszenario und meinte, die Ambulanz sei verständigt und müsste jede Minute eintreffen. Ich erkundigte mich ob der Biker ansprechbar sei, ja erwiderte mir man von unten rufend, er habe nur sehr starke Schmerzen und wohl einige Knochenbrüche und man wäre gerade dabei die Blutungen zu stillen. Auf die Frage hin, ob ich irgendwie behilflich sein könnte, verneinte man, außerdem käme ja der Rettungswagen jeden Augenblick. Ich konnte nichts tun. Wie hilflos man sich in solchen Augenblicken vorkommt und sich an die Verletzlichkeit des Motorradfahrens erinnert, läßt einen in diesen Augenblicken fast erstarren. Ich redete noch einmal mit der Frau, die neben mir stand und fragte, ob sie den Motorradfahrer kenne? Sie verneinte und fügte hinzu, das es ein Biker hier aus der Umgebung sei. Fahren sie doch ruhig weiter, meinte sie auf einmal zu mir, wir können ja beide im Moment doch nichts tun, als zu warten. Die Erstversorgung, sei ja durch die Männer, die bei dem Verletzten sind gewährleistet. Kurz bevor ich jedoch die Unfallstelle verließ, bat ich die Frau noch ein Warndreieck oder anderes Signal auf die Strasse zu stellen, weil gleich noch eine ganz grosse Gruppe Motorradfahrer vorbei käme. Sie nickte mir zu und ich fuhr sehr viel langsamer als zuvor und mit reichlich Magenmurren davon.

Die ersten paar Meter, während ich auf meinem Motorrad fuhr, nahm ich eigentlich gar nicht richtig wahr. Bis auf einmal eine Spitzkehre, welche mit kleinen Kopfsteinpflaster ausgelegt war, wieder meine gesamte Konzentration auf das wesentliche, das Motorradfahren richtete. Es folgten noch weitere Spitzkehren mit Kopfsteinpflaster, wieder einen kurzen Augenblick geradeaus und weiter mit den nächsten Kurven. Endlich war ich am Ortseingangsschild in Linthal angelangt und konnte schon von weitem das geschnitzte Holzmotorrad vom Hotel Adler erkennen.

Einige von uns waren schon im Hotel angekommen was mir die Anzahl der geparkten Motorräder verriet.

Als ich neben den anderen stehenden Maschinen anhielt und den Motor aus machte, kam Heike schon die Stufen vom Hotel Adler herunter zu mir. Ich zündete mir erst einmal eine Zigarette an und teilte Heike den gesehenen Unfall mit. Als ich zu Ende geraucht hatte und gerade mit meinem Fuss die Kippe ausdrückte, schoss ein Krankenwagen mit Blaulicht an uns vorbei, in jene Richtung, aus der ich gekommen war. Von der Unfallstelle bis zum Hotel benötigte ich ca. eine viertel Stunde, so lange müßte auch der verletzte Biker, der oben in der Böschung lag noch warten, ehe ihm die Sanitäter helfen könnten. Ich trank erst einmal ein grosses Bier und unterhielt mich mit den anderen, bis nach und nach auch der letzte Biker von uns, den Klausenpass heil herunter kam. Aus den abendlichen Gesprächen, konnte ich nach und nach heraushören und stellenweise auch sehen, dass dieser Unfall nicht nur mich berührte.

Die Stimmung war etwas gedämpft, erst als wir alle vereint wieder an den Tischen sassen, und uns unterhielten, wurden nach und nach wieder Scherze betrieben und der ein oder andere hob genommen, sowie fleißig Flüssigkeit aufgenommen. Aber dieses habt ihr ja schon von Heike erfahren. In den frühen Morgenstunden schlüpfte auch ich unter die Bettdecke, dachte noch einmal über den erlebnisreichen Tag nach und schlief sehr schlecht ein, meine letzten Gedanken kreisten um den verunglückten Schweizer Biker.

Mal sehen, wann ich den dritten Tag, der schnellen Gruppe von der 4D Alpentour verfassen kann! Wenn ihr überhaupt daran interessiert seid?
cu on the road.

Linke Hand zum Gruss
Searcher

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